Die Ajourstickerei ist eine Art der WeissStickerei. Die Spitzenwirkung entsteht dadurch, dass man die Gewebefäden mit verschiedenen Stickstichen zusammenzieht. Frühe Beispiele der Ajourstickerei kennt man aus dem Orient, aus Griechenland und der Türkei. Die prunkvollen Seidenstickereien wurden mit einfarbigem Garn auf zartem Stoff gearbeitet. Die ältesten Fundstücke datieren auf die Zeit um 1200. Grössere Verbreitung fand die Ajourstickerei erst im 16. und 17. Jahrhundert.
Die vielen Sticharten, die in der Ajourstickerei vorkommen, sind als Zierstiche aus der „gezählten“ Leinenstickerei bekannt. Für Ajourstickerei nimmt man locker gewebtes Leinen, sogenanntes Siebleinen oder Käsleinen. Je lockerer der Grundstoff gewebt ist, umso besser gelingt der Ajoureffekt.
Die Stärke des Stickfadens sollte etwas feiner als der Gewebefaden sein, verwendet wird starkes Häkel- (Baumwolle) oder Leinengarn. Es wird mit einer stumpfen Sticknadel gestickt. Durch gleichmässig straffes Anziehen des Stickfadens werden die Gewebefäden zusammengedrängt, zwischen den Stichen bilden sich Lücken, sodass ein Durchbruch ohne Fadenauszug entsteht. Die Arbeit ist vorzugsweise in einen Rahmen zu spannen. Ajourarbeiten werden oft mit Hohlsaum verwechselt.